06.03.2015

Zwischen den Zeiten [2014]

"Herzkino" anders: Eine Software-Ingenieurin entdeckt bei der Digitalisierung alter Stasi-Akten ein Foto ihrer Jugendliebe - er soll als IM gearbeitet haben.

"Love will tear us apart", der Joy-Division-Hit erklingt spät, steht jedoch durchaus leitmotivisch für die starke Geschichte der Autoren Sarah Schnier und Carl-Christian Demke. "Zwischen den Zeiten" ist zu allererst Lovestory, genau das, was man sonntags in der "Herzkino"-Reihe des ZDF erwartet - züchtiger Sex vor prasselndem Kaminfeuer inklusive. Wer nun aber an typische Lore-Roman-Verwicklungen denkt, liegt völlig falsch, denn auch als spannender (Polit-)Thriller und differenzierte Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Vergangenheit funktioniert der Film.

Wobei "Vergangenes nie vergangen ist", wie Annette Schuster (Sophie von Kessel) im Voice-over bereits im Opener weiß - wie auch, dass "Schuld Schuld bleibt". Bei einer Klassenreise in die DDR hat sie 1985 Michael Rosch kennen- und lieben gelernt, seine Flucht in den Westen aus Angst verhindert - und darüber ist sie aus verschiedenen Gründen nie wirklich hinweggekommen. Inzwischen arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Johannes (Marcus Mittermeier) an der digitalen Rekonstruktion zerstörter Stasi-Akten. Zufällig stößt sie dabei auf ein Foto von Rosch (Benjamin Sadler), inzwischen erfolgreicher Arzt, der angeblich als IM "Filius" tätig war...

Mittels elegant verwobener Rückblenden setzt Regisseur Hansjörg Thurn ("Beate Uhse - Das Recht auf Liebe") zunächst Personen und Zeiten miteinander in Bezug, erzählt in fahlen, verwaschenen Bildern seine Vorgeschichte, um schließlich endgültig in der Gegenwart anzukommen, wo er der Frage nachgeht, wie viel Vergangenheit die Zukunft verträgt. Wie ein riesiges Puzzle mutet das Zusammensetzen der zerrissenen Akten an - insgesamt 16.000 Säcke sind es, verrät einmontiertes Dokumentarmaterial -, mit einem Puzzle, das ihr Sohn ihr geschenkt hat, müht sich Annette ab, wie ein Puzzle entschlüsselt sich allmählich das Drama mit seinen zahlreichen Erzählsträngen.

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